Umsatzeinbußen im Gastgewerbe Sachsen-Anhalt

Leere Tische in sachsen-anhaltischem Restaurant.

Im Jahr 2025 hat das Gastgewerbe in Sachsen-Anhalt, das traditionell einen wichtigen Wirtschaftszweig darstellt, mit erheblichen Herausforderungen zu kämpfen. Wie die vorläufigen Zahlen des Statistischen Landesamtes in Halle zeigen, ist der Umsatz im ersten Halbjahr 2025 im Vergleich zum Vorjahr deutlich gesunken. Die Gastronomie leidet besonders darunter, aber auch das Beherbergungsgewerbe bleibt von diesem Negativtrend nicht verschont. Das Minus lag preisbereinigt bei 4,3 Prozent; nominal – also ohne Berücksichtigung der Inflation – war der Rückgang jedoch nur 0,6 Prozent. Diese Entwicklung hat Auswirkungen, die man im ganzen Bundesland beobachten kann, egal ob in städtischen oder ländlichen Gebieten.

Für viele Branchenkenner ist der Umsatzrückgang keine Überraschung. Es war seit Monaten offensichtlich, dass die gestiegenen Betriebskosten und die Konsumzurückhaltung der Gäste sowie die andauernden wirtschaftlichen Unsicherheiten nicht ohne Folgen für das Gastgewerbe bleiben würden. Im Sommer 2025 kamen witterungsbedingte Einbußen hinzu, die vor allem die Außengastronomie hart trafen. Der Deutsche Hotel- und Gaststättenverband (Dehoga) in Sachsen-Anhalt nennt die Situation für die Branche besonders schwierig, da sie bereits seit der Corona-Pandemie und den Folgen einen Druck erlebt.

Obwohl die Umsätze zurückgingen, zeigte das Gastgewerbe eine kleine Zunahme der Beschäftigtenzahlen. Im Vergleich zum Vorjahr erhöhte sich die Mitarbeiterzahl insgesamt um 0,9 Prozent, wobei die Gastronomie mit einem Wachstum von 1,2 Prozent stärker zulegte als das Beherbergungswesen, das um 0,3 Prozent wuchs. Solch eine Entwicklung lässt Fragen entstehen: Wie kann eine Branche mit rückläufigen Einnahmen mehr Menschen beschäftigen? Und wie passen Unternehmen ihre Strategien an die sich wandelnden Rahmenbedingungen an?

Es gibt verschiedene Ursachen für den Rückgang des Umsatzes. Neben externen Einflüssen wie Inflation, erhöhten Energiepreisen und Lohnkosten ist auch das veränderte Kaufverhalten der Bevölkerung ein Faktor. Die Ausgaben für Restaurantbesuche und Hotelübernachtungen sinken bei vielen Sachsen-Anhaltern, was man direkt an den Geschäftszahlen ablesen kann. Die Erwartungen an Qualität und Angebot sind jedoch gestiegen, was Unternehmen zwingt, in Service und Infrastruktur zu investieren – oft ohne die notwendigen Mittel dafür.

Die Folgen dieses Trends betreffen weit mehr als nur die Geschäftsbilanz. In Sachsen-Anhalt ist das Gastgewerbe nicht nur ein wichtiger Arbeitgeber; es ist auch entscheidend dafür, wie attraktiv Städte und Gemeinden sind. Die Schließung von Restaurants oder Hotels hat direkte Auswirkungen auf das soziale und kulturelle Leben, aber auch auf andere Wirtschaftszweige wie Zulieferer, Handwerksbetriebe oder den regionalen Tourismus. Diese Entwicklungen werden in den folgenden Abschnitten umfassend betrachtet, angefangen bei den wirtschaftlichen Kennzahlen über die Schwierigkeiten, mit denen Unternehmen konfrontiert sind, bis hin zu den Auswirkungen auf die Beschäftigten und die gesamte Gesellschaft.

Entwicklung der Umsätze im Gastgewerbe Sachsen-Anhalts 2025

Im ersten Halbjahr 2025 sind die Umsätze im Gastgewerbe Sachsen-Anhalts deutlich rückläufig. Den aktuellen Zahlen des Statistischen Landesamtes in Halle zufolge fielen die preisbereinigten Umsätze im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 4,3 Prozent. Ein solcher Rückgang ist erheblich und zeigt, dass sich die wirtschaftliche Lage in einer Branche verschlechtert, die immer noch mit den Nachwirkungen der Corona-Pandemie und den aktuellen wirtschaftlichen Unsicherheiten zu kämpfen hat.

Ohne die Inflation zu berücksichtigen, also nominal, betrug der Umsatzrückgang 0,6 Prozent. Der Unterschied zwischen realen und nominalen Werten macht deutlich, dass die Inflation nach wie vor Einfluss hat und die tatsächliche Kaufkraft der Umsätze kontinuierlich sinkt. In der Gastronomie ist diese Entwicklung besonders offensichtlich: Die realen Umsätze sanken um 4,6 Prozent, während die nominalen Umsätze um 0,3 Prozent zurückgingen. In der Beherbergungsbranche, zu der Hotels, Gasthöfe und Pensionen gehören, war der Rückgang preisbereinigt 3,8 Prozent; nominal fiel er mit 1,3 Prozent jedoch nicht so stark auf.

Es gibt verschiedene Gründe, die zum Umsatzrückgang geführt haben. Die andauernde Inflation bewirkt eine allgemeine Zurückhaltung beim Konsum. Viele Verbraucherinnen und Verbraucher müssen ihre Ausgaben senken, vor allem bei allem, was nicht unbedingt notwendig ist, wie Restaurantbesuchen oder Übernachtungen. Es kommen auch die steigenden Betriebskosten dazu, vor allem für Energie und Personal, die von den Betrieben oft nicht vollständig an die Gäste weitergegeben werden können.

Auch die sommerlichen Wetterverhältnisse im Jahr 2025 hatten einen Einfluss auf den Umsatzrückgang. Durch den verregneten und vergleichsweise kühlen Sommer hatte die Außengastronomie, die in den vergangenen Jahren einen wichtigen Umsatzbringer darstellte, dieses Jahr deutlich weniger Gäste zu verzeichnen. In vielen Betrieben, besonders in den Regionen, die stark vom Sommertourismus abhängen, sind leere Terrassen und reduzierte Reservierungen zu beobachten.

Die Entwicklung im Gastgewerbe Sachsen-Anhalts spiegelt einen bundesweiten Trend wider, ist jedoch im Vergleich zu anderen Bundesländern überdurchschnittlich. In Sachsen-Anhalt ist der Rückgang besonders markant, während in einigen westdeutschen Regionen die Umsätze stabil blieben oder nur einen leichten Rückgang verzeichneten. Fachleute führen dies unter anderem auf die geringere Kaufkraft und die größere Abhängigkeit von regionalen Gästen zurück. Die Frage, wie sie ihre Existenz sichern und die notwendigen Investitionen für die Zukunft stemmen können, beschäftigt viele Betriebe angesichts dieser Entwicklung.

Ursachen für die Umsatzschwäche im Jahr 2025

Die Umsatzrückgänge im Gastgewerbe Sachsen-Anhalts im Jahr 2025 sind das Ergebnis verschiedener Faktoren, die zusammen eine besonders komplizierte Situation für die Branche schaffen. Ein wesentlicher Faktor ist die fortwährende Inflation, die die Kosten für das tägliche Leben erheblich steigert. Wegen der steigenden Preise für Nahrungsmittel, Energie und Dienstleistungen reduzieren viele Menschen ihre Ausgaben, besonders im Freizeitbereich. Restaurantbesuche und Hotelübernachtungen werden immer öfter als verzichtbar angesehen, was sich direkt in den Buchungszahlen und den Restaurantumsätzen zeigt.

Ein weiterer wichtiger Aspekt ist die Ungewissheit über die wirtschaftliche Entwicklung. Die allgemeinen Konjunkturaussichten für Deutschland im Jahr 2025 sind von Vorsicht und Zurückhaltung geprägt. Wegen steigender Preise und einer Wirtschaft, die nicht vorankommt, gehen viele Haushalte vorsichtig mit ihrem Konsum um. Das Gastgewerbe ist besonders betroffen, da es stark von der Bereitschaft der Menschen abhängt, Geld für Genuss und Freizeit auszugeben. In Zeiten wirtschaftlicher Unsicherheit ist diese Bereitschaft erfahrungsgemäß geringer.

Auch die enorm gestiegenen Betriebskosten für die Unternehmen sind zu berücksichtigen. Im Vergleich zu den Vorjahren sind die Energiepreise weiter gestiegen, was erhebliche Mehrkosten für das Beheizen von Gaststätten und Hotels sowie für den Betrieb von Küchengeräten und Klimaanlagen zur Folge hat. Auch die Lohnkosten sind durch Erhöhungen des Mindestlohns und neue Tarifabschlüsse gestiegen. Ohne die Möglichkeit, die gestiegenen Kosten vollständig an die Gäste weiterzugeben, stehen viele Betriebe vor der Herausforderung, dass höhere Preise die Nachfrage zusätzlich dämpfen würden.

Ein weiterer wichtiger Aspekt war das Wetter im Sommer 2025. Die Wetterbedingungen haben einen großen Einfluss auf das Gastgewerbe, vor allem auf die Außengastronomie. In Sachsen-Anhalt war der Sommer ungewöhnlich von Regen und kühlen Temperaturen geprägt, was viele dazu brachte, auf Besuche in Biergärten oder Straßencafés zu verzichten. Für Unternehmen, die den Großteil ihres Umsatzes im Freien erwirtschaften, war dies ein harter Schlag.

Auch das geänderte Freizeitverhalten stellt eine Herausforderung dar. Das Ausgehverhalten vieler Menschen hat sich seit der Corona-Pandemie verändert. Online-Bestellungen, Lieferdienste und das Kochen zu Hause sind wichtiger geworden. Zur selben Zeit kämpfen traditionelle Restaurants und Hotels gegen neue Wettbewerber wie Airbnb und Food-Delivery-Plattformen, die ebenfalls Marktanteile abziehen.

Letztlich hat auch die demografische Entwicklung in Sachsen-Anhalt Auswirkungen. Die Bevölkerungszahl sinkt und das Durchschnittsalter steigt, was die potenzielle Kundschaft für Gastronomie und Hotellerie weiter reduziert. Während junge Menschen oft das Bundesland verlassen, um anderswo zu studieren oder zu arbeiten, bleiben ältere Menschen häufiger zu Hause und reisen weniger oder essen seltten auswärts. Diese strukturellen Veränderungen belasten das Gastgewerbe im Land zusätzlich.

Die Situation in der Gastronomie: Spezieller Handlungsbedarf

Im Jahr 2025 verzeichnet die Gastronomie in Sachsen-Anhalt besonders starke Umsatzrückgänge. Real sanken die Umsätze in diesem Segment um 4,6 Prozent; nominal war ein Rückgang um 0,3 Prozent zu verzeichnen. Die Zahlen zeigen deutlich, dass die Gastronomiebranche unter den aktuellen Rahmenbedingungen stärker leidet als andere Bereiche des Gastgewerbes.

Ein zentrales Problem ist die Konsumzurückhaltung, die wir bereits angesprochen haben. Restaurants, Cafés und Bars gehören zu den ersten Betrieben, die Konsumenten meiden, wenn das Budget knapp wird. Die Kosten, um eine gastronomische Einrichtung zu betreiben, haben in den letzten Jahren stetig zugenommen. Dies betrifft nicht nur die Energie- und Lebensmittelpreise, sondern auch die Lohnkosten, die durch Anpassungen des gesetzlichen Mindestlohns sowie durch gestiegene Anforderungen an Arbeitszeiten und Sozialleistungen weiter gestiegen sind.

Zahlreiche Gastronomen berichten außerdem von einem wachsenden Mangel an Fachkräften. Obwohl die Zahl der Beschäftigten im ersten Halbjahr 2025 insgesamt leicht gestiegen ist, haben viele Unternehmen Schwierigkeiten, qualifiziertes Personal zu finden und langfristig zu halten. Die Arbeitsbedingungen in der Gastronomie sind oft schwierig: Unregelmäßige Arbeitszeiten und eine Bezahlung, die häufig unter dem Durchschnitt anderer Branchen liegt, sind keine Seltenheit. Dies macht es schwieriger, neue Mitarbeiter zu gewinnen, während die Erwartungen der Gäste an Service und Qualität gleichzeitig steigen.

Wegen der angespannten Personalsituation müssen viele Betriebe ihre Öffnungszeiten reduzieren oder das Angebot anpassen. Einige Restaurants haben ihren Betrieb auf wenige Tage in der Woche reduziert, andere verzichten auf das Mittagsgeschäft oder bieten eine reduzierte Speisekarte an. Oft sind diese Maßnahmen alternativlos, doch sie bewirken einen weiteren Rückgang der Gästezahlen, weil die Attraktivität und die Auswahl sinken.

Die Digitalisierung bringt ebenfalls neue Herausforderungen für die Gastronomie mit sich. Während größere Unternehmen in Online-Reservierungssysteme, digitale Speisekarten und moderne Kassensysteme investieren, haben viele kleinen und mittelständischen Unternehmen nicht das nötige Kapital für solche Investitionen. Aber ohne die Digitalisierung verlieren sie zunehmend den Anschluss an die Bedürfnisse der Gäste, die mehr Komfort und Flexibilität erwarten.

Regionalen Besonderheiten hat die Gastronomie in Sachsen-Anhalt einen großen Einfluss. Oftmals ist die Zahl der potenziellen Gäste in ländlichen Gebieten zu gering, um einen wirtschaftlichen Betrieb zu ermöglichen. In den vergangenen Jahren haben viele Dörfer ihre letzten Gasthäuser verloren, was nicht nur wirtschaftliche, sondern auch soziale Auswirkungen hat. Wenn ein Restaurant schließt, verliert die Dorfgemeinschaft oft einen wichtigen Treffpunkt.

In urbanen Gebieten müssen Gastronomen die Herausforderung meistern, sich gegen die zunehmende Konkurrenz von Franchise-Ketten und Systemgastronomie zu behaupten. Sie haben größere finanzielle Ressourcen, bessere Einkaufskonditionen und professionelle Marketingstrukturen. Für viele inhabergeführte Betriebe ist es kaum möglich, konkurrenzfähig zu sein.

Die Lage in der Gastronomie zeigt deutlich, dass die Branche kurz vor einem grundlegenden Wandel ist. Ohne fokussierte Hilfe und neue Ideen steht die gastronomische Landschaft in Sachsen-Anhalt vor der Gefahr, weiter zu veröden.

Das Beherbergungsgewerbe: Zwischen Rückgang und Hoffnungsschimmern

Auch das Beherbergungsgewerbe in Sachsen-Anhalt, zu dem Hotels, Gasthöfe, Pensionen und andere Übernachtungsbetriebe gehören, verzeichnet im ersten Halbjahr 2025 Umsatzrückgänge. Die Erlöse sanken preisbereinigt um 3,8 Prozent und nominal um 1,3 Prozent. Auch dieser Bereich des Gastgewerbes ist von den aktuellen Herausforderungen betroffen, obwohl die Rückgänge hier etwas moderater ausfallen als in der Gastronomie.

Auch hier sind die Gründe für die Umsatzverluste die veränderte Konsumstimmung und die Zurückhaltung bei Reiseausgaben. Aus Kostengründen haben viele Menschen auf Urlaubsreisen verzichtet oder kürzere Aufenthalte gebucht. Die für Hotels in urbanen Gebieten wichtigen Geschäftsreisen nehmen ebenfalls ab, weil viele Firmen weiterhin auf digitale Meetings und Homeoffice setzen.

Dennoch nehmen Fachleute eine leichte Stabilisierung im Vergleich zu den Vorjahren wahr. Es gibt Hinweise darauf, dass das Reiseverhalten sich nach den drastischen Einbrüchen während der Corona-Pandemie allmählich normalisiert. Vor allem die Nachfrage nach naturnahen Unterkünften, Ferienwohnungen und kleinen Pensionen ist in einigen Gebieten stabil oder hat sich leicht verbessert. Die persönliche Betreuung, die Nähe zur Natur und die Chance, abseits des Massentourismus zu entspannen, sind Dinge, die Gäste sehr schätzen.

Trotz allem haben zahlreiche Unternehmen mit erheblichen wirtschaftlichen Schwierigkeiten zu kämpfen. Die finanziellen Mittel, die Betreiber für die Modernisierung von Zimmern, die Digitalisierung der Buchungsprozesse und die Verbesserung des Hygienestandards benötigen würden, übersteigen oft ihre Möglichkeiten. Auch im Beherbergungsgewerbe sind die Betriebskosten erheblich gestiegen. Die Kosten für Energie, Reinigung, Instandhaltung und Personal machen in der Kalkulation einen erheblichen Teil aus.

Ein weiteres Problem stellt die Konkurrenz durch private Vermieter und Online-Plattformen wie Airbnb dar. Sie haben oft günstigere Preise und mehr Flexibilität, was besonders bei jüngeren Gästen gut ankommt. Es wird für klassische Hotels und Pensionen immer schwieriger, mit diesen Angeboten mitzuhalten, vor allem wenn sie an starre Strukturen und Vorschriften gebunden sind.

Trotz aller Herausforderungen gibt es im Beherbergungsgewerbe auch positive Aspekte. Einige Betriebe haben mit Spezialisierung, sei es auf Wellness, Familienurlaub oder Fahrradtourismus, Erfolg gehabt. Zusammenarbeiten mit lokalen Anbietern, Veranstaltungen und das Bewerben über soziale Medien sind Wege, um neue Gästegruppen zu finden. Die finanziellen Hilfen von Land und Bund für Modernisierungsmaßnahmen kommen oft mit bürokratischen Auflagen, obwohl sie Unterstützung bieten.

Insgesamt ist die Lage für das Beherbergungsgewerbe in Sachsen-Anhalt angespannt. Es ist ein weiter Weg, um die Umsätze vor der Pandemie wieder zu erreichen, und viele Betriebe müssen sich neu ausrichten, um langfristig bestehen zu können.

Beschäftigungstrends: Mehr Arbeitskräfte trotz Krise

Obwohl ein Umsatzrückgang zu spüren ist, zeigt das Gastgewerbe in Sachsen-Anhalt im Jahr 2025 einen leichten Anstieg der Beschäftigtenzahlen. Wie das Statistische Landesamt berichtet, erhöhte sich die Zahl der Beschäftigten im ersten Halbjahr um insgesamt 0,9 Prozent. In der Gastronomie war das Wachstum mit 1,2 Prozent besonders höher als im Beherbergungswesen, das einen Anstieg von 0,3 Prozent verzeichnete.

Es mag zunächst überraschend erscheinen, dass diese Entwicklung trotz rückläufiger Umsätze keinen Stellenabbau beinhaltet. Allerdings gibt es im Gastgewerbe mehrere Einflussfaktoren, die diese gegensätzliche Entwicklung verursachen. Einerseits haben viele Unternehmen in den letzten Jahren während der Corona-Pandemie ihre Belegschaft stark reduziert und versuchen nun, sie wieder aufzufüllen, um den gestiegenen Serviceansprüchen der Gäste gerecht zu werden. Die Anforderungen an Hygiene und Service haben sich gleichzeitig erhöht, was zusätzlichen Personalbedarf zur Folge hat.

Ein weiterer Grund ist die hohe Mitarbeiterwechselrate in der Branche. Aufgrund der unsicheren und wenig attraktiven Arbeitsbedingungen haben während der Pandemie viele Beschäftigte die Branche gewechselt. Um Ausfälle und kurzfristige Kündigungen auszugleichen, müssen Unternehmen mehr Personal einstellen. Der Wettbewerb um Fachkräfte hat sich verschärft, weshalb viele Unternehmen jetzt bessere Arbeitsbedingungen, flexiblere Arbeitszeiten und Zusatzleistungen anbieten, um qualifizierte Mitarbeiter zu gewinnen und zu halten.

Auch der Trend zu Teilzeit- und Minijobs ist von Bedeutung. In der Gastronomie sind viele Beschäftigte nicht Vollzeit angestellt, sondern arbeiten geringfügig oder als Aushilfe. Um die Betriebszeiten abdecken zu können, müssen Unternehmen oft mehr einzelne Arbeitskräfte beschäftigen, was sich als Beschäftigungszuwachs in den Statistiken zeigt, obwohl die individuelle Arbeitszeit sinkt.

Auch die Beschäftigungsstruktur wird durch die Digitalisierung beeinflusst. Obwohl digitale Prozesse in der Verwaltung und Buchhaltung dazu führen könnten, dass Arbeitsplätze wegfallen, wächst in anderen Bereichen der Bedarf an Servicepersonal, Küchenmitarbeitern oder Reinigungsdiensten. Selbst bei digitalen Buchungen oder Bestellungen wollen Gäste immer mehr einen persönlichen Service.

Auch Integrationsmaßnahmen sind von Bedeutung. In Sachsen-Anhalt haben zahlreiche Unternehmen Geflüchtete und Migranten eingestellt, um offene Stellen zu besetzen. Dies hilft, die Belegschaften zu diversifizieren, aber es bringt auch neue Herausforderungen für Unternehmen in Bezug auf Sprachkenntnisse und Qualifikation mit sich.

Obwohl die Zahl der Beschäftigten leicht gestiegen ist, bleibt der Arbeitsmarkt im Gastgewerbe angespannt. Die Rekrutierung von qualifiziertem Personal wird als eines der dringendsten Probleme angesehen. Ohne geeignete Maßnahmen zur Sicherung der Fachkräfte drohen langfristig Engpässe, die die Servicequalität und Wettbewerbsfähigkeit negativ beeinflussen könnten.

Die Sicht der Branche: Dehoga und Unternehmer im Alarmmodus

Im Jahr 2025 herrscht in der Branche eine große Unsicherheit und besorgte Stimmung. Michael Schmidt, der Präsident des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbandes (Dehoga) Sachsen-Anhalt, nennt die Situation für das Gastgewerbe schwierig. Hohe Betriebskosten, eine Zurückhaltung der Verbraucher und wetterbedingte Einbußen tragen dazu bei, dass immer mehr Gastronomiebetriebe schließen oder kurz vor dem Aus stehen.

Die Dehoga sieht die Rahmenbedingungen für das Gastgewerbe in Deutschland als "extrem schwierig" an. Eine Vielzahl von Herausforderungen, auf die sie nur begrenzt Einfluss haben, konfrontiert die Betriebe. Kleine und mittelständische Unternehmen sind besonders von den hohen Energiekosten betroffen, da sie nicht die Möglichkeit haben, durch große Mengen günstig einzukaufen oder langfristige Lieferverträge zu nutzen. Eine Verdreifachung der Energiekosten im Vergleich zu den Vorjahren ist vielen Betrieben nicht entgangen.

Ebenfalls wird die erhöhte Steuer- und Abgabenlast als Problem angesehen. Die Rückkehr zum regulären Mehrwertsteuersatz auf Speisen, die bereits 2024, hat vielen Gastronomen die Kalkulation erschwert. Um die Branche während der Corona-Pandemie zu entlasten, wurde der Steuersatz vorübergehend gesenkt. Die Rücknahme dieser Maßnahme bringt jetzt zusätzliche Kosten mit sich, die in einem ohnehin schwierigen Umfeld kaum zu bewältigen sind.

Außerdem beklagen viele Unternehmer die wachsende Bürokratie. Die Anforderungen an die Dokumentation, die Hygienevorschriften und den Datenschutz haben in den letzten Jahren zugenommen. Ohne eine eigene Verwaltungsabteilung ist der bürokratische Aufwand für kleine Betriebe kaum noch zu bewältigen. Infolgedessen geben immer mehr Unternehmer auf oder die Nachfolge bleibt ungelöst.

Aus diesem Grund verlangt die Dehoga gezielte Hilfe von der Politik. Hierzu gehören unter anderem Steuererleichterungen, Förderprogramme für Investitionen in die Digitalisierung und Energieeffizienz sowie Initiativen zur Sicherung von Fachkräften. Man sieht es auch als dringend erforderlich, bürokratische Hürden abzubauen.

Auch aus der Perspektive der Unternehmer ist die Lage kritisch. Viele klagen über rückläufige Gästezahlen, leere Reservierungsbücher und das Fehlen von Planungssicherheit. Wegen der großen Ungewissheit über die Zukunft werden Investitionen in die Zukunft aufgeschoben oder sogar gestrichen. Einige Betriebe versuchen, mit neuen Angebote, Events oder Kooperationen mit regionalen Produzenten gegenzusteuern, aber der Erfolg dieser Maßnahmen ist oft begrenzt.

Die Vertreter der Branche befürchten, dass die Struktur des Gastgewerbes nachhaltig verändert werden könnte. Während große Ketten und Franchiseunternehmen ihre Marktanteile ausbauen, könnten kleine, inhabergeführte Betriebe weiterhin verdrängt werden. So könnte nicht nur die Vielfalt, sondern auch die regionale Identität und die Gastfreundschaft, die das Gastgewerbe in Sachsen-Anhalt bislang prägen, verloren gehen.

Auswirkungen auf die Gesellschaft und das öffentliche Leben

Die Auswirkungen der Krise im Gastgewerbe betreffen weit mehr als nur die Unternehmen, die direkt betroffen sind. Restaurants, Cafés, Hotels und Gaststätten fungieren nicht nur als Wirtschaftsbetriebe, sondern sind auch bedeutende soziale Treffpunkte und Träger der regionalen Identität. Eine Schließung oder Einschränkung hat direkte Auswirkungen auf das gesellschaftliche Leben in Sachsen-Anhalt.

In ländlichen Gebieten sind die Auswirkungen besonders stark zu spüren. Gasthäuser sind hier oft der einzige Ort, wo Menschen sich außerhalb ihrer eigenen vier Wände treffen können. Als Veranstaltungsort für Familienfeiern, Vereinsabende oder Dorffeste und prägen sie das soziale Miteinander. Das Schließen dieser Einrichtungen bedeutet den Verlust von Arbeitsplätzen und wichtigen Anlaufstellen für die Gemeinschaft.

Selbst in urbanen Gebieten ist das Gastgewerbe ein wichtiger Teil des öffentlichen Lebens. Eine bunte Auswahl an Restaurants, Bars und Cafés macht Innenstädte attraktiv, zieht Besucher an und sorgt für Leben im Stadtbild. Durch Leerstände und Schließungen veröden die Stadtzentren, was dem Einzelhandel und dem kulturellen Leben schadet.

Das Gastgewerbe ist für den Tourismus von großer Bedeutung. Hotels und Gaststätten sind die Anlaufstelle für Besucher aus dem In- und Ausland. Um die Wettbewerbsfähigkeit des Tourismusstandorts Sachsen-Anhalt zu sichern, ist es wichtig, dass das Angebot vielfältig und von hoher Qualität ist. Ein Rückgang der Umsätze und des Angebots kann dazu führen, dass das Land als Reiseziel weniger attraktiv wird, was weitere wirtschaftliche Verluste zur Folge haben kann.

Die Krise im Gastgewerbe hat auch Auswirkungen auf andere Branchen. Zulieferer, Handwerksbetriebe, Getränkelieferanten und Reinigungsdienste sind eng mit der Branche verbunden und erleben die Folgen von Umsatzrückgängen unmittelbar. Deshalb kann ein Rückgang im Gastgewerbe eine ganze Reihe von Folgeeffekten nach sich ziehen, die die gesamte regionale Wirtschaft beeinflussen kann.

Nicht zuletzt bietet die Branche jungen Menschen, Personen mit Migrationshintergrund oder Menschen ohne hohe Qualifikation wichtige Beschäftigungsmöglichkeiten. Die Branche hat Einstiegsmöglichkeiten und Perspektiven für viele, die auf dem regulären Arbeitsmarkt Schwierigkeiten haben. Ein Rückgang der Beschäftigungsmöglichkeiten könnte soziale Ungleichheit verstärken und die Chancen zur Integration mindern.

Man kann die Bedeutung des Gastgewerbes für das gesellschaftliche und wirtschaftliche Gefüge Sachsen-Anhalts kaum überbewerten. Wegen der aktuellen Entwicklungen sind nicht nur wirtschaftliche, sondern auch gesellschaftspolitische Fragen entstanden, die dringend beantwortet werden müssen.

Zukunftsperspektiven und notwendige Strategien für das Gastgewerbe

Um die Krise der Gastronomie in Sachsen-Anhalt zu überwinden, braucht es nicht nur kurzfristige Lösungen, sondern auch langfristige Strategien, um die Branche zukunftssicher zu machen. Die Schwierigkeiten der letzten Jahre haben deutlich gemacht, dass die gewohnten Geschäftsmodelle nicht mehr funktionieren und wir neue Ansätze brauchen.

Die Digitalisierung ist ein entscheidender Ansatzpunkt. Die Pandemie hat gezeigt, wie wichtig digitale Lösungen für die Gastronomie sind. Online-Reservierungssysteme, digitale Speisekarten, kontaktlose Bezahlung und gezieltes Marketing über soziale Medien sind mittlerweile keine zusätzlichen Optionen mehr, sondern Grundvoraussetzungen, um konkurrenzfähig zu bleiben. Es ist möglich, dass staatliche Förderprogramme helfen, die notwendigen Investitionen zu stemmen, aber die Umsetzung erfordert auch Fachwissen und Weiterbildung.

Auch der Bereich der Spezialisierung und Profilierung ist betroffen. Gastronomien, die eine Nische besetzen und sich auf Zielgruppen oder Aspekte wie Regionalität, Nachhaltigkeit oder Erlebnisgastronomie fokussieren, haben die Chance, sich vom Rest abzugrenzen. Zusammenarbeiten mit lokalen Erzeugern, neue Eventformate kreieren oder Kultur- und Freizeitangebote zusammenlegen: All das schafft einen Mehrwert für die Gäste und eröffnet neue Märkte.

W angesichts des Mangels an Fachkräften sind wir gefordert, neue Ansätze in der Personalstrategie zu entwickeln. Die Einführung von flexiblen Arbeitszeitmodellen, einer besseren Bezahlung sowie gezielter Aus- und Weiterbildung könnte helfen, die Branche attraktiver zu machen. Das Einbeziehen von Menschen mit Migrationshintergrund oder Quereinsteigern hat großes Potenzial, erfordert aber zusätzliche Qualifizierungs- und Sprachförderungsmaßnahmen.

Es ist an der Politik, die Rahmenbedingungen für die Gastronomie zu verbessern. Das umfasst Steuererleichterungen, den Abbau bürokratischer Hürden und eine konsequente Unterstützung von Investitionen in Energieeffizienz und Nachhaltigkeit. In ländlichen Gebieten könnten spezielle Initiativen zur Verbesserung der Infrastruktur und zur Belebung des ländlichen Raums dazu beitragen, das Gastgewerbe zu stabilisieren.

Ein Umdenken in der Gesellschaft ist ebenfalls notwendig. Es ist wichtig, das Bewusstsein dafür zu schärfen, wie wichtig Gastronomie und Hotellerie als Teil der Alltagskultur und des sozialen Lebens sind. Das Gastgewerbe in Sachsen-Anhalt kann durch die Förderung regionaler Produkte, die Unterstützung von Start-ups und die Einbeziehung der Bürgerinnen und Bürger in die Entwicklung neuer Konzepte wieder auf einen nachhaltigen Wachstumspfad kommen.

Die nächsten Jahre werden ausschlaggebend dafür sein, ob das Gastgewerbe in Sachsen-Anhalt die aktuelle Krise als Chance für Innovation und Erneuerung nutzen kann. Die Schwierigkeiten sind erheblich, aber auch das Potenzial ist riesig, wenn man eine moderne, diverse und zukunftsgerichtete Branche schafft.