Unikliniken erwarten auch 2025 Millionendefizit

Krankenhausflur mit besorgten Ärzten diskutierend

Die Universitätskliniken in Deutschland kämpfen seit Jahren mit großen finanziellen Problemen. Obwohl sie einen entscheidenden Beitrag zur medizinischen Versorgung, Forschung und Lehre leisten, geraten viele dieser Einrichtungen zunehmend in wirtschaftliche Schwierigkeiten. Die Universitätskliniken Halle und Magdeburg, wie viele andere deutsche Einrichtungen, rechnen für das Jahr 2025 wieder mit einem Defizit in Millionenhöhe. Dieser Umstand setzt einen besorgniserregenden Trend fort, der in den vergangenen Jahren bereits einen kumulierten Fehlbetrag in dreistelliger Millionenhöhe verursacht hat. Inmitten der steigenden Kosten für Personal, medizinische Ausstattung und Energie geraten die ohnehin schon knappen Budgets der Kliniken weiter unter Druck. Obwohl die Landesregierungen und der Bund enorme Summen in die Modernisierung und den Ausbau der Infrastruktur stecken, scheinen diese Investitionen nicht auszureichen, um die strukturellen Defizite zu beheben.

Es gibt viele Gründe, warum die finanziellen Schwierigkeiten andauern: Einerseits übersteigen die Tarif- und Sachkosten sowie die Preise für medizinisches Material und Energie die Vergütungen, die Universitätskliniken für ihre Leistungen erhalten, deutlich; Auf der anderen Seite machen komplizierte gesetzliche Rahmenbedingungen, wie sie beispielsweise in der Krankenhausfinanzierung bestehen, eine nachhaltige Planung und wirtschaftliche Steuerung schwierig. Die Auswirkungen sind erheblich: Es drohen nicht nur Einschränkungen der Patientenversorgung, sondern auch zentrale Aufgaben in der Forschung und der Ausbildung des medizinischen Nachwuchses sind gefährdet. Selbst das Ziel, als attraktiver Arbeitgeber und Innovationsmotor der Region wahrgenommen zu werden, ist gefährdet.

Die Politik hat die Problematik erkannt und hat in den letzten Jahren immer wieder zusätzliche Mittel bereitgestellt, um die Leistungsfähigkeit der Universitätskliniken zu sichern. Trotz der aktuellen Entwicklungen warnen Fachleute und Klinikleitungen, dass ohne grundlegende Reformen, vor allem in der Finanzierung der Krankenhäuser, die wirtschaftliche Stabilität der Einrichtungen langfristig gefährdet ist. Aus diesem Grund analysieren die Finanzprognosen für 2025 genau, wie es mit der universitären Maximalversorgung in Deutschland weitergeht. Es ist eine Herausforderung, dass die Universitätskliniken im Spannungsfeld zwischen medizinischer Exzellenz, Lehre und wirtschaftlichem Druck ihre Aufgaben in den kommenden Jahren erfüllen können. In den kommenden Abschnitten werden die Gründe, die Auswirkungen und potenzielle Lösungswege für die Defizite an deutschen Universitätskliniken betrachtet, ebenso wie deren Bedeutung für das gesamte Gesundheitssystem.

Die aktuelle Finanzlage der Unikliniken: Ein Überblick

Die finanzielle Lage der Universitätskliniken in Deutschland wird immer schwieriger. Dies wird besonders deutlich am Beispiel der Einrichtungen in Halle und Magdeburg, die seit mehreren Jahren mit erheblichen Defiziten arbeiten. Die beiden Kliniken erwarten für das Jahr 2025 erneut Verluste in Millionenhöhe: Das Universitätsklinikum Magdeburg erwartet ein Minus von rund 51,9 Millionen Euro, während in Halle ein Defizit von etwa 34 Millionen Euro prognostiziert wird. Diese Zahlen sind Teil eines bundesweiten Trends und betreffen auch andere Universitätskliniken.

Die beiden Kliniken erlitten in den Jahren 2020 bis 2024 insgesamt einen Verlust von etwa 325 Millionen Euro. Es ist besorgniserregend, dass diese Entwicklung nicht nur auf vorübergehende Schwankungen zurückzuführen ist, sondern auf strukturelle Probleme im System hindeutet. Es gibt zahlreiche Gründe dafür: Neben den steigenden Kosten für Personal, Energie und medizinisches Material sind auch gesetzliche Rahmenbedingungen und die unzureichende Refinanzierung von Tarifsteigerungen Faktoren, die dazu beitragen.

Die Einnahmen der Universitätskliniken werden durch das DRG-System (Diagnosis Related Groups) bestimmt, welches eine pauschalierte Vergütung pro Behandlungsfall vorsieht. Allerdings steigen diese Pauschalen oft nicht in dem Maße, wie es die tatsächlichen Kosten erfordern, was besonders bei hochspezialisierten Kliniken mit kostenintensiven Behandlungen zu einer Unterdeckung führt. Darüber hinaus haben Universitätskliniken neben der Patientenversorgung auch Aufgaben in der Forschung und Lehre, die zusätzliche personelle und finanzielle Ressourcen erfordern, aber nicht immer ausreichend gegenfinanziert sind.

Die wachsende finanzielle Belastung zeigt bereits deutliche Auswirkungen: Oftmals können Investitionen in Infrastruktur und medizinische Ausstattung nur mit Hilfe der Länder oder des Bundes realisiert werden. Die Kliniken müssen gleichzeitig Personal und Sachkosten reduzieren, was langfristig die Versorgungsqualität gefährden könnte. Die prekäre finanzielle Situation gefährdet somit nicht nur die unmittelbare Funktionsfähigkeit der Universitätskliniken, sondern auch deren Funktionen als Innovationszentren und Ausbildungsstätten für medizinisches Fachpersonal.

Ursachen für die anhaltenden Defizite

Die Universitätskliniken haben aus verschiedenen Gründen weiterhin Defizite, die auf ein komplexes Zusammenspiel mehrerer Faktoren zurückzuführen sind. Ein entscheidender Aspekt ist die Unvereinbarkeit von den steigenden Kosten und den Einnahmen der Kliniken. Die Kosten steigen in fast allen Bereichen explosionsartig, während die Vergütungen für medizinische Leistungen im Rahmen des DRG-Systems nur geringfügige Anpassungen erfahren. Die tariflichen Lohnsteigerungen im öffentlichen Dienst und die gestiegenen Preise für Energie und medizinisches Material haben besonders gravierende Auswirkungen.

Ein weiterer wichtiger Punkt ist die Funktion der Universitätskliniken als Maximalversorger. Sie übernehmen oft besonders aufwendige und kostenintensive Behandlungen, die in anderen Krankenhäusern nicht möglich sind. Diese spezialisierten Leistungen finden jedoch im aktuellen Vergütungssystem oft nicht die angemessene Wertschätzung. Als Folge dessen trifft es finanziell die Kliniken am stärksten, die besonders viele komplexe Fälle behandeln.

Außerdem sind Universitätskliniken besonders stark in den Bereichen Forschung und Lehre engagiert. Für diese Aufgaben sind zusätzliche Kapazitäten notwendig, die oft nicht ausreichend durch öffentliche Mittel finanziert werden. Obwohl die Länder Forschungs- und Lehrzuschüsse bereitstellen, sind diese Mittel oft unzureichend, um die tatsächlichen Kosten zu decken. Vor allem die Schnittstellenfinanzierung – die Finanzierung der Bereiche, die sowohl der Patientenversorgung als auch der Forschung und Lehre dient – ist nach wie vor ein ungelöstes Problem.

Ein weiterer wichtiger Aspekt ist die Investitionsfinanzierung. Die Betriebskosten der Kliniken sollen größtenteils durch die Fallpauschalen gedeckt werden, während die Länder für die Finanzierung von Investitionen verantwortlich sind. In vielen Bundesländern gelten diese Mittel jedoch seit Jahren als unzureichend, was dazu führt, dass notwendige Modernisierungen und Erweiterungen nur langsam vorankommen oder aus Eigenmitteln finanziert werden müssen – ein weiterer Kostenfaktor, der die Haushalte der Kliniken belastet.

Nicht zuletzt haben auch Faktoren wie der demografische Wandel und der Fortschritt in der Medizin einen Einfluss. Eine wachsende Zahl von Menschen benötigt aufgrund des demografischen Wandels medizinische Leistungen, während die Preise für neue Therapien und Technologien immer weiter steigen. In der Zusammenfassung entsteht eine Gemengelage, die es den Universitätskliniken immer schwerer macht, wirtschaftlich zu arbeiten und gleichzeitig ihren zahlreichen Aufgaben gerecht zu werden.

Auswirkungen auf die Patientenversorgung

Die finanziellen Engpässe der Universitätskliniken haben Auswirkungen auf die Patientenversorgung. Obwohl die Kliniken gesetzlich verpflichtet sind, eine hochwertige medizinische Versorgung zu gewährleisten, macht der wachsende Kostendruck es ihnen schwer, diesem Anspruch vollständig gerecht zu werden. In den letzten Jahren wurden an vielen Standorten bereits Maßnahmen zur Senkung der Kosten umgesetzt, die direkte oder indirekte Auswirkungen auf die Patienten haben.

Eine der offensichtlichsten Folgen ist der Personalabbau und die Reduzierung der Leistungen. In Bereichen mit besonders hohem Personalaufwand, wie auf Intensivstationen oder in der Pflege, kann dies dazu führen, dass die Arbeitsbelastung für das verbleibende Personal steigt und die Patienten längere Wartezeiten in Kauf nehmen müssen. Selbst das Angebot an spezialisierten Leistungen wird zunehmend überprüft – oft müssen besonders teure oder arbeitsintensive Therapien eingeschränkt werden, wenn sie nicht wirtschaftlich tragbar sind.

Ein weiteres Problem ist der Investitionsstau bei der technischen Ausstattung. Teure, hochmoderne Medizintechnik ist unerlässlich, um komplexe Fälle zu behandeln und neue Therapien durchzuführen. Ohne notwendige Investitionen besteht die Gefahr, dass bestimmte Leistungen nicht mehr dem aktuellen Stand der Wissenschaft entsprechen oder sogar ganz fehlen. Besonders Universitätskliniken, die als Zentren für hochspezialisierte Behandlungen agieren, sind hiervon betroffen.

Die Ausbildung von Medizinstudierenden und Fachpersonal ist ebenfalls von den Sparmaßnahmen betroffen. Eine Reduzierung des Personals führt zu weniger Kapazitäten in der Lehre und der Praxisanleitung, was langfristig die Ausbildungsqualität beeinträchtigen kann. Dies hat zur Folge, dass die gesamte medizinische Versorgung betroffen ist, weil der Nachwuchs in der Medizin und Pflege nicht mehr so gut auf die Berufserfordernisse vorbereitet werden kann wie bisher.

Schließlich besteht die Gefahr, dass finanzielle Engpässe die Innovationskraft der Universitätskliniken beeinträchtigen. Wenn die Budgets begrenzt sind, können Forschungsvorhaben und klinische Studien, die oft mit hohen Kosten verbunden sind, nicht mehr in dem gewünschten Umfang durchgeführt werden. Das hemmt die Entwicklung neuer Therapien und Behandlungsmethoden und mindert die internationale Wettbewerbsfähigkeit des deutschen Gesundheitswesens.

Investitionen und Bauprojekte: Chancen und Risiken

Auch wenn die Finanzlage angespannt ist, stecken die Länder weiterhin viel Geld in die bauliche und technische Modernisierung ihrer Universitätskliniken. In Magdeburg werden momentan Bauprojekte im Wert von etwa 197 Millionen Euro umgesetzt, unter anderem der Bau eines neuen Herzzentrums. In Halle unterstützt die Stabsstelle Bauprojekte Entwicklungsmaßnahmen, die rund 300 Millionen Euro umfassen. Um den wachsenden Anforderungen der Medizin gerecht zu werden und die Attraktivität der Standorte zu bewahren, sind diese Investitionen dringend erforderlich.

Die Überholung der Infrastruktur eröffnet zahlreiche Chancen: Moderne und neu errichtete Gebäude sind ein Gewinn: Sie verbessern die Arbeitsbedingungen für das Personal und unterstützen eine effizientere Patientenversorgung. Eine fortschrittliche Medizintechnik ermöglicht es, Diagnostik und Therapie nach den neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen zu gestalten, was die Behandlungsqualität verbessert. Außerdem steigern ansprechende Arbeitsumgebungen die Chancen, qualifizierte Mitarbeiter zu gewinnen und sie langfristig zu behalten.

Dennoch bringen die großen Bauprojekte auch Risiken mit sich. Sie binden erhebliche finanzielle Mittel, und wenn es zu Verzögerungen oder Kostensteigerungen kommt, können sie die wirtschaftliche Lage der Kliniken zusätzlich belasten. Gerade wenn das Geld knapp ist, besteht die Gefahr, dass die Betriebskosten für neue Gebäude und Technologien nicht ausreichend berücksichtigt werden, was die Defizite weiter verschärfen kann. Die Übergangsphase während der Bauarbeiten ist ebenfalls eine Herausforderung, weil der Klinikbetrieb unter erschwerten Bedingungen aufrechterhalten werden muss.

Ein weiteres Problem ist die Finanzierung der Investitionen. Obwohl es eine gesetzliche Verpflichtung gibt, müssen die finanziellen Mittel, die Länder für die bauliche Ausstattung der Krankenhäuser bereitstellen, oft mit dem tatsächlichen Bedarf verglichen werden. In der Folge müssen Kliniken entweder auf Investitionen verzichten oder diese aus Eigenmitteln finanzieren, was zulasten anderer Bereiche geht. Die Planungssicherheit wird zusätzlich erschwert, weil die Abhängigkeit von öffentlichen Fördermitteln bedeutet, dass politische Entscheidungen und Haushaltslagen den Mittelzufluss beeinflussen können.

Um das Überleben und die Funktionsfähigkeit der Universitätskliniken zu gewährleisten, sind trotz dieser Schwierigkeiten Investitionen in die Infrastruktur unerlässlich. Um im internationalen Vergleich konkurrenzfähig zu bleiben und die Bevölkerung auch künftig auf höchstem Niveau medizinisch versorgen zu können, sind sie eine notwendige Voraussetzung. Es ist daher entscheidend, dass wir Investitionsentscheidungen vorausschauend treffen und die langfristigen Betriebskosten berücksichtigen.

Rolle der Politik und der öffentlichen Hand

In Deutschland sind die Universitätskliniken ein fester Bestandteil der staatlichen Gesundheitsversorgung. Die Verantwortung für die wirtschaftliche Stabilität und Leistungsfähigkeit dieser Einrichtungen liegt also nicht nur bei den Kliniken, sondern auch bei der Politik und der Öffentlichkeit. In den letzten Jahren hat die Politik auf die wachsende finanzielle Notlage der Kliniken reagiert, indem sie zusätzliche Mittel bereitgestellt hat – sowohl für den laufenden Betrieb als auch für Investitionen in Infrastruktur und Technik.

Die Unterstützung der Universitätskliniken durch Bund und Länder erfolgt auf unterschiedliche Art und Weise. Laut dem Krankenhausfinanzierungsgesetz sind die Länder für die Investitionskosten verantwortlich und unterstützen Bauprojekte sowie Ausstattung mit Zuschüssen. Der Bund engagiert sich über unterschiedliche Programme, wie zur Digitalisierung oder zur Unterstützung von Innovationen. Außerdem werden zusätzliche Mittel in die Forschung und Lehre investiert, die einen wesentlichen Teil der Aufgaben der Universität ausmachen.

Die bereitgestellten Mittel sind trotz dieser Unterstützung häufig nicht ausreichend, um die strukturellen Defizite auszugleichen. Besonders die mangelnde Anpassung der Vergütungen an die realen Kostensteigerungen im Gesundheitswesen wird von Fachleuten kritisiert. Die Finanzierung von Krankenhäusern in Deutschland ist kompliziert und beruht auf einem Mischsystem, das Fallpauschalen, Landeszuschüsse und Drittmittel umfasst. Dieses System hat jedoch immer mehr Schwierigkeiten, weil die realen Kosten – vor allem für Personal und Sachmittel – viel stärker ansteigen als die Erlöse.

Die Politik muss sich der Herausforderung stellen, die Finanzierungsstrukturen grundlegend zu reformieren. Eine Überprüfung des DRG-Systems gehört dazu; in seiner gegenwärtigen Form bietet es kaum Anreize für Qualität und Innovation und bildet hochspezialisierte Leistungen nur unzureichend ab. Es ist notwendig, die Finanzierung von Forschung und Lehre neu auszurichten, um die Universitätskliniken als Wissenschafts- und Ausbildungseinrichtungen besonders zu stärken.

Zusätzlich brauchen die Universitätskliniken planbare und verlässliche Zusagen vonseiten der öffentlichen Hand, um langfristige Investitionen ermöglichen zu können. Die Planung wird erschwert und die Unsicherheit verschärft durch Haushaltsmittel, die schwanken, oder durch kurzfristige politische Entscheidungen. Es ist entscheidend, dass die Politik Bedingungen schafft, die eine nachhaltige Entwicklung der Universitätskliniken ermöglichen und ihre zentrale Rolle im Gesundheitssystem sichern.

Personalpolitik und Herausforderungen im Wettbewerb um Fachkräfte

Die Universitätskliniken haben aufgrund der angespannten Finanzlage große Herausforderungen in Bezug auf ihre Personalpolitik zu bewältigen. Der wachsende Fachkräftemangel im Gesundheitswesen, vor allem in der Pflege und bei spezialisierten Ärzten, verschärft die Lage zusätzlich. Universitätskliniken konkurrieren mit anderen Krankenhäusern und dem internationalen Markt um qualifiziertes Personal, sind jedoch oft nicht in der Lage, mit den Gehältern und Arbeitsbedingungen privater oder spezialisierter Einrichtungen mitzuhalten.

Ein zentrales Problem sind die zunehmenden Personalkosten durch tarifliche Lohnerhöhungen. Obwohl diese Erhöhungen notwendig sind, um den Beruf attraktiver zu machen und Abwanderung zu verhindern, werden sie im aktuellen Finanzierungssystem der Kliniken nicht ausreichend berücksichtigt. Die Kliniken übernehmen meist allein die dadurch entstehenden Mehrkosten, was ihre wirtschaftliche Lage weiter verschlechtert.

Traditionell ist die Arbeitsbelastung in Universitätskliniken hoch, weil neben der Patientenversorgung auch Forschung und Lehre zu den Hauptaufgaben gehören. Das Jonglieren mit diesen Aufgaben bringt es oft mit sich, dass Mitarbeiter*innen an ihre Belastungsgrenzen stoßen. Gerade in der Pflege führt dies zu einer erhöhten Fluktuation und steigenden Fehlzeiten, was die Lage zusätzlich verschlechtert. Die Folge ist ein Teufelskreis: Die Belastung steigt, die Unzufriedenheit wächst und es kommt zu weiterem Personalabbau.

Um diesen Herausforderungen zu begegnen, setzen viele Universitätskliniken auf Lösungen wie flexible Arbeitszeitmodelle, bessere Weiterbildungsmöglichkeiten und gezielte Personalbindungsprogramme. Die Internationalisierung der Rekrutierung von Fachkräften gewinnt ebenfalls an Bedeutung. Trotz allem wird die Gewinnung von qualifiziertem Personal eine der wichtigsten Herausforderungen für die kommenden Jahre bleiben.

Es besteht ein enger Zusammenhang zwischen den Arbeitsbedingungen in den Kliniken und der finanziellen Ausstattung. Es sind ausreichende Mittel erforderlich, um zusätzliche Stellen zu schaffen, Arbeitszeiten zu verkürzen und attraktive Mitarbeiterangebote zu gestalten. Es liegt in der Verantwortung der Politik, die Finanzierung so zu gestalten, dass Universitätskliniken nicht nur wirtschaftlich überleben, sondern auch als attraktive Arbeitgeber im Gesundheitswesen wahrgenommen werden. Um die Zukunftsfähigkeit der universitären Medizin in Deutschland zu gewährleisten, ist es entscheidend, das Angebot an Fachkräften zu sichern.

Forschung und Lehre unter Druck

Neben der medizinischen Versorgung sind Universitätskliniken auch Forschungs- und Lehrzentren. Die enge Verbindung dieser drei Aufgabenbereiche ist ein einzigartiges Merkmal, das die Qualität und die Innovationskraft des deutschen Gesundheitssystems entscheidend beeinflusst. Die finanzielle Schieflage der Kliniken betrifft jedoch auch die Forschung und die medizinische Ausbildung.

In Deutschland wird die Finanzierung von Forschung und Lehre hauptsächlich durch die Länder bereitgestellt, ergänzt durch Drittmittel von Bund, EU und anderen Institutionen. Die Mittel sind jedoch häufig nicht ausreichend, um alle notwendigen Projekte und Lehrkapazitäten zu finanzieren. Die Finanzierung von Schnittstellenaufgaben ist besonders schwierig: Viele Tätigkeiten, wie das Durchführen klinischer Studien oder die Ausbildung am Patientenbett, befinden sich im Überschneidungsbereich von Forschung, Lehre und Krankenversorgung. Die Finanzierung dieser Bereiche ist oft unklar, was zu Engpässen und Unsicherheiten führt.

Die Auswirkungen sind zu bemerken. Es kommt immer häufiger vor, dass Forschungsprojekte aufgrund fehlender personeller und finanzieller Ressourcen auf Eis gelegt oder stark reduziert werden müssen. Die hohen Kosten, die mit innovativen Studien oder der Einführung neuer Behandlungsmethoden verbunden sind, sind oft der Grund, warum Kliniken in wirtschaftlicher Notlage diese nicht stemmen können. Das reduziert nicht nur die internationale Wettbewerbsfähigkeit, sondern hindert auch den medizinischen Fortschritt im eigenen Land.

Selbst die Lehre ist von den Sparmaßnahmen betroffen. Weniger Personal heißt, dass weniger Zeit für die Ausbildung von Studierenden und jungen Ärztinnen und Ärzten bleibt. Die praktische Ausbildung und die Betreuung der angehenden Ärztinnen und Ärzte im klinischen Alltag sind gefährdet, was langfristig die Qualität der ärztlichen Ausbildung beeinträchtigt. Dies betrifft direkt die gesamte medizinische Versorgung; denn ein gut ausgebildeter Nachwuchs ist der Schlüssel zu einer leistungsfähigen und innovativen Gesundheitsversorgung.

Angesichts der finanziellen Engpässe müssen die Universitätskliniken die Herausforderung meistern, ihre Funktion als wissenschaftliche Leuchttürme aufrechtzuerhalten. Ohne ausreichende Mittel für Forschung und Lehre ist die Zukunft dieser wichtigen Aufgaben gefährdet. Um die Innovationskraft und die Ausbildungsqualität der universitären Medizin langfristig zu sichern, sind neue Modelle der Schnittstellenfinanzierung und eine stärkere politische Unterstützung notwendig.

Reformbedarf und Zukunftsperspektiven für die Unikliniken

Die immer wiederkehrenden Millionendefizite der Universitätskliniken zeigen deutlich, dass das aktuelle Finanzierungssystem nicht mehr funktioniert. Seit geraumer Zeit fordern Experten und Interessenverbände tiefgreifende Reformen, um die wirtschaftliche Basis der Kliniken zu stärken und ihre zentrale Rolle im Gesundheitssystem zu sichern. Dabei liegt der Schwerpunkt besonders auf dem DRG-System, welches eine pauschalierte Vergütung pro Behandlungsfall vorsieht und hochspezialisierte Leistungen sowie Forschung und Lehre nicht ausreichend abbildet.

Eine wichtige Forderung ist, dass die Finanzierungssysteme die besonderen Aufgaben der Universitätskliniken stärker berücksichtigen sollten. Dies umfasst neben der Patientenversorgung auch die Forschung sowie die Ausbildung der nächsten Generation von Medizinerinnen und Medizinern. Es werden Modelle der "Dualen Finanzierung" erörtert, die eine klare Trennung zwischen Betriebskosten und Investitionen vorsieht, sodass beides angemessen finanziert werden kann. Es wird ebenfalls als notwendig erachtet, die Fallpauschalen an die realen Kosten für komplexe Behandlungen anzupassen und gezielt Innovationen sowie die Lehre zu fördern.

Ein weiterer Ansatz zur Reform betrifft die Investitionsfinanzierung. Es obliegt den Ländern, ausreichende Mittel für moderne Schulgebäude und technische Ausstattung bereitzustellen. Die Mängel werden hier seit Jahren angeprangert. Um die Universitätsmedizin nachhaltig zu entwickeln, müssen diese Mittel planbar, verlässlich und bedarfsorientiert bereitgestellt werden.

Die Digitalisierung des Gesundheitswesens eröffnet neue Möglichkeiten, um Effizienzreserven zu nutzen und die Versorgung zu verbessern. Ein Upgrade der digitalen Infrastruktur und der Prozesse könnte ein Weg sein, um Abläufe zu verbessern und Kosten zu reduzieren. Solche Investitionen benötigen allerdings anfangs große Mittel, was man mit der aktuellen Finanzlage schwer stemmen kann.

Eine bessere Zusammenarbeit zwischen Politik, Kliniken und Wissenschaft ist notwendig, um die Herausforderungen gemeinsam zu bewältigen. Es ist wichtig, Universitätskliniken als eine gesellschaftliche Aufgabe zu betrachten und sie entsprechend zu fördern. Nur so kann die universitäre Maximalversorgung auch in Zukunft auf höchstem Niveau gesichert werden – ein Ziel, das angesichts der aktuellen Mängel dringender ist denn je. In den nächsten Jahren wird man sehen, ob und wie die notwendigen Reformen umgesetzt werden können, um die Universitätsmedizin in Deutschland zukunftssicher zu machen.